PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Krankenhaus Meran (8/2022 bis 10/2022)
Station(en)
Viszeral-/Gefässchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe zwei Monate auf der chirurgischen Abteilung in Meran verbracht. Die Chirurgie besitzt nur eine Sammelstation, welche sich aus Patienten der Viszeralchirurgie, Gefässchirurgie und Schilddrüsenchirurgie zusammensetzt. Es gibt nur Fachärzte auf der Abteilung, keine Assistenzärzte, jeder hat seine eigene Unterspezialisierung. Dies kann Vorteil und Nachteil sein.
Prinzipiell muss man sagen, dass hier vieles anders läuft als in entsprechenden Praktika in Deutschland oder Österreich. Keine Viggos. Keine Blutabnahmen. Da Chirurgie im Studium nicht so meinen Interessen entsprach, hatte ich keine allzu grossen Erwartungen. Ich wollte vor allem meine Zeit in Südtirol geniessen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich wirklich sehr viel chirurgisch gelernt habe, was ich nicht erwartet hätte, und das obwohl ich von Anfang an wusste, dass ich in Zukunft nicht Chirurgie machen möchte. Je nachdem wie viele PJler es gibt (normalerweise 2, können aber auch mehr oder weniger sein) teilt man sich auf Ambulanz, OP und Endoskopie auf. Leider ist in Meran die Notaufnahme eine eigene Abteilung, man rotiert dort also nicht hin. Am Anfang jeden Tages gehen alle in zwei verschiedenen Teams Visite für eine halbe Stunde. Diese wird auf deutsch oder italienisch gehalten. Danach treffen sich alle zur Frühbesprechung mit obligatorischer Kaffeepause im Anschluss.
Generell würde ich ohne Italienisch-Kenntnisse kein Praktikum empfehlen. Es gibt einige Ärzte (und auch Patienten), die ausschliesslich Italienisch sprechen. Vor allem bei den Ärzten kann es dann schwierig werden, da alle italienisch sprechen, wenn diese mit dabei sind und man dann einfach schlechter ins Team integriert wird, wenn man ständig aussen vorsteht. Es war insgesamt schwierig Teil des Teams zu werden, am Ende hatte ich aber ein sehr kollegiales Verhältnis mit den Ärzten und Ärztinnen, aber auch mit Pflege und allen anderen.
Im OP ist es eigentlich so, wie man es kennt. Man macht seine üblichen Aufgaben, mal Blasenkatheter legen, darf ab und zu mal nähen, Highlight war mal einen Darm abzusetzen, ansonsten eben viel Haken halten. Leider wird wenig im OP erklärt, einige Chirurgen empfinden Fragen auch eher als störend, man muss dann selbst herausfinden, wer einem was erklären möchte und wer nicht. Man ist sehr frei, in welche OPs man mitmöchte, bei gewissen OPs wird immer jemand gebraucht, bei manchen kann man einfach freiwillig mit dazu.
Endoskopie kann ich weniger empfehlen, hatte ich bereits viel im Inneren Tertial gesehen, war nichts neues, es wurde wenig erklärt. Ich war dort sehr selten, da ich die meiste Zeit einziger PJler war und dann lieber woanders war, wo ich mehr gelernt habe.
Die Zeit in der Ambulanz war für mich die lehrreichste Zeit. Dadurch dass ich alleine war, konnte ich zwischen den 2-3 Ambulanzen wählen und zu den Ärzten gehen, welche einem wirklich sehr viel erklärt haben. Ausserdem durfte man mit den Patienten unter Supervision viel eigenständig machen, Anamnese, Untersuchung, Aufklärungen für OPs etc. Es gibt Erstvisiten und Kontrollvisiten. Erstvisiten entsprechen eigentlich einer Notaufnahme. Die Kontrollvisiten sind vor allem Wunden und postoperative follow-ups, hier durfte man Nahtmaterial entfernen, verschiedenste Wunden versorgen, und selbst Verbände anlegen. Außerdem gab es dort Kleineingriffe (Atherome, Lipome etc.), wo man assistiert hat und immer nähen durfte, wenn man wollte, z.T. wurde auch angeboten, den Eingriff selbst durchzuführen (für Motivierte). Es gibt auch speziellere Ambulanzen: Venensprechstunde, Gefässsprechstunde, Tumorsprechstunde, Schilddrüsensprechstunde, Proktosprechstunde. Ich konnte dank einer sehr engagierten Ärztin der Tumorsprechstunden extrem viel über onkologische Krankheitsbilder lernen. Da ich vor allem internistisch interessiert war, hat das super gepasst. Am Ende ist Allgemeinchirurgie ja auch angewandte Innere Medizin und das merkt man hier sehr. Gleiches gilt auch je nach Arzt für die Venensprechstunde und die Proktosprechstunde. Man lernt hier einfach Dinge, die für jedes Fachgebiet später auf Station relevant sind.
Insgesamt war es trotzdem schade, dass das Krankenhaus keinen strukturierten PJ-Unterricht angeboten hat. Allgemein war die PJ Organisation nicht so optimal, es gab keine Möglichkeit einer gestellten Unterkunft durch das Krankenhaus, ich musste mich selbst vor Ort um eine Zugangskarte für OP und Zugangsdaten für den PC kümmern. Auch wenn alle sehr nett und hilfsbereit waren, sollte sowas bereits durch das Krankenhaus vor Antritt organisiert werden.
Ich würde das Praktikum vor allem für chirurgisch Unerfahrene empfehlen, die internistisch interessiert sind und die chirurgischen Aspekte dessen für sich noch rausholen möchten. Und Leuten, die Südtirol mögen und am besten auch ein wenig italienisch verstehen/sprechen.
Bewerbung
Über das chirurgische Sekretariat, wohl sehr variabel, teilweise 1 Jahr vorher nötig, z.T. auch Wochen vorher noch Plätze frei