PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Krankenhaus Meran (9/2023 bis 11/2023)
Station(en)
OP, Ambulanz
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Lehre und Tätigkeiten:
Die allgemeinchirgische Abteilung in Meran ist eher klein, bietet aber eine weites Feld an chirurgischer Versorgung an. Der Großteil der OPs sind Hernien und Gallenblasen, es werden aber auch kompliziertere darmchirurgische Eingriffe durchgeführt. Außerdem werden regelmäßig Schilddrüsen operiert und gefäßchirurgische und proktologische Eingriffe durchgeführt. Dazu passend gibt es jeden Tag zwei Ambulanzen (prä- und post-OP, Proktologie, Schilddrüse, Gefäße, kleine ambulante Eingriffe).
Erklärt wird einem nichts, wenn man nicht fragt, wenn man aber fragt, sind die meisten schon zu kurzen Erklärungen bereit. Selbst machen kann man außerhalb des OPs meistens fast nichts, außer vielleicht mal einen kleinen Verbandswechsel in der Ambulanz. Bei einem Arzt durfte ich auch regelmäßig sonografieren und proktoskopieren. Es gibt einen netten Facharzt, mit dem wir einmal Sono- und einmal Nahtkurs gemacht haben und der sich bemüht, ein regelmäßiges Lehrangebot für Studierende zu etablieren. Im OP haben wir Haken gehalten, die Kameraführung übernommen und ab und zu mal eine Hautnaht gemacht. Wir konnten uns täglich frei aufteilen, ob wir in den OP oder die Ambulanz wollen, auf Station wurden wir nicht erwartet und da gab es auch keine Aufgaben für uns. Es wurde erwartet, dass wir jeden Tag da sind, da wir aber vier PJler*innen waren, ist es auch nicht aufgefallen, wenn wir uns mal einen Tag nicht haben blicken lassen.
Team:
Wer nach Meran auf die Chirurgie geht, sollte sich ein dickes Fell einpacken. Das chirurgische Team besteht zu einem Großteil aus alten weißen Männern, die wenigen Frauen, die es langfristig in diesem Team ausgehalten haben meinen größten Respekt. Noch nie habe ich in einem Team gearbeitet, in dem Sexismus und Rassismus so omnipräsent waren und so unhinterfragt nach außen getragen wurden. Als PJler*innen waren wir den meisten ziemlich egal und die Einzelbegenungen schwankten zwischen nett bis sehr abschätzig.
Sprache:
Sprachlich ist Südtirol ein sehr spannender Mix, im Krankenhaus verstehen und sprechen alle Mitarbeitenden deutsch und italienisch und nutzen meist einfach die Sprache, die ihnen leichter fällt. Dementsprechend ist es natürlich toll, wenn man beide Sprachen kann, die meisten nehmen aber Rücksicht, wenn man nur eine der beiden Sprachen beherrscht und passen sich dann an.
Wohnen:
Einen bezahlbaren Schlafplatz in Meran zu finden ist schwer, ich habe im Carolinum gewohnt, einem "Wohnheim für Mädchen". Dort ist es eher spartanisch und die Hausregeln wirken, als bestünden sie unverändert seit dem 19. Jahrhundert, aber es ist sauber, sehr nah am Krankenhaus gelegen (5min zu Fuß) und für meraner Verhältnisse recht günstig (400 Euro/Monat). Andere Studis haben über Facebook Zimmer gefunden oder besondere Konditionen für Langzeitaufenthalte bei AirBnB ausgehandelt.
Zusammenfassung:
Die Zeit im Krankenhaus habe ich als ziemlich anstrengend und wenig inspirierend empfunden, dafür war der Freizeitaspekt umso schöner.
Was den Lernerfolg angeht, hängt es glaube ich sehr davon ab, wie proaktiv man sich einfordert, dass einem Dinge erklärt werden. Wenn man dazu gut in der Lage ist und Lust darauf hat, kann man schon einiges mitnehmen, eine organisierte Lehre gibt es nicht. Als Ausgleich dazu sind die Berge um Meran aber wunderschön und laden am Wochenende zum Wandern und Klettern ein. Für die Nachmittage unter der Woche gibt es die Waalwege, die zu ausgedehnten Feierabendspaziergängen verlocken.